Gehege

Mai 2011

Historisches Löwenhaus des Bronx Zoo, USA

Eröffnet wurde der Bronx Zoo am 08. November 1899 von der New Yorker Zoological Society, einem Zusammenschluss zoologisch interessierter Bürger. Eine treibende Kraft hinter dieser Vereinigung war der damalige Gouverneuer des Staates New York und später der 26. US-Präsident Theodore Roosevelt. Er beauftragte das New Yorker Architekturbüro Heins & LaFarge mit dem Entwurf des Kernplatzes. Zwischen 1899 und 1910 entstanden die wichtigsten Tierhäuser entlang einer rechtwinkligen Plaza, deren Zentrum eine Seelöwenanlage bildete. Stirnseitig fanden sich eine Freitreppe zur Fordham Fontaine und gegenüber das Elefantenhaus. Der Springbrunnen wurde 1910 als Abschluss des Ensembles von William und John D. Rockefeller dem Zoo gestiftet. Ursprünglich stand die Fontaine im italienischen Como. Die Freitreppe wird von den beiden nahezu spiegelnden Administrationsgebäuden flankiert. Hier sind heute die Verwaltungen untergebracht.
Das West Administration Building war ursprünglich das Vogelhaus. Außenvolieren zeugen auch heute noch von dieser Nutzung.
Auf der Ostseite schließt sich das einstige Reptilienhaus an. Heute heißt es Education & Friends of the Zoo-Building. Diesem folgt ein mittelgroßes Affenhaus, welches heute neben einer kleinen Nachtabteilung ausschließlich südamerikanische Primaten beherbergt. Wir wollen uns allerdings dem Gebäude auf der Westseite widmen, welches die Lücke zwischen dem ehemaligen Vogel- und dem einstigen Elefantenhaus füllt.

Alkanlage Entworfen wurden die Bauten um dem heutigen Astor Court nach den Grundsätzen der Beaux-Arts-Architektur, eine in Europa im 19. Jahrhundert aufgekommene Stilrichtung des Historismus, die auch in den USA zur Mode wurde. Als größtes Haus am Platz entstand das Lion House 1903. Die namensgebenden Tiere zogen allerdings schon 1940 wieder aus! Sie hatten im Gelände eine große Freianlage in einem Afrikapanorama erhalten.

Tibet Das reichliche Dekor lässt die Rückseite des Gebäudes zu einer wahren Pracht erstrahlen. Die zahlreiche Steinmetzarbeiten weißen auf die ursprüngliche Nutzung. Hier gab es ursprünglich keine Außenkäfige. Für die Tierhaltung wurde das Haus noch bis 1985 genutzt. Danach blieb es für das Publikum geschlossen. Als Nachnutzung wurden eine Conservation School und auch ein Zoorestaurant erwogen.

Alkanlage Schließlich wurde eine Idee geboren und so begann 2002 ein sechsjähriger Umbau. Das Haus sollte künftig seinen Besuchern die Besonderheiten des wegen seiner zoologischen und botanischen Besonderheiten auch als 9. Kontinent bezeichneten Teil der Erde nahebringen: Madagaskar! Am 19. Juni 2008 wurde die neue Exposition eröffnet. Unterteilt ist sie in verschiedene Schwerpunkte, die sich an den unterschiedlichen Lebensräumen der Inselwelt vor Afrikas Ostküste orientiert.

Tibet Gleich zu Beginn des Rundganges warten erste Besonderheiten: Die Coquerelsifaka´s, Charaktertiere der Vergessenen Welt im Indischen Ozean. Wie all die anderen Lemuren sind sie lebende Fossilien, die es nur auf dieser Arche in die Gegenwart schafften. Die Ausgangsformen der dortigen Säugervielfalt sind gar nicht so vielfältig. Sie entwickelten sich erst auf Madagaskar zu dem heute bekannten Formenreichtum. Doch vor der Ankunft der ersten Menschen war diese noch viel gewaltiger. Bis zu diesem Zeitpunkt vor etwa 1.500 Jahren wandelten gorillagroße Halbaffen über die Insel! Heute sind die Indri die größten Inselgeister, gefolgt von den Sifakas.

Von der ursprünglichen Raubtiereinrichtung ist gar nichts mehr übrig. Das Haus wurde vollständig entkernt. Ursprünglich gab es einen querenden, großflächigen Besucherbereich entlang der Außenseite. Zum Astor Court hin reihten sich die Innenkäfige. Mit dem Umbau vergrößerte sich die Gebäudefläche von ursprünglich 2.787 qm auf 4.013 qm. Heute windet sich der Besucherpfad durch den Bau und passiert dabei die verschiedenen Themenbereiche.

Wirklich vermisst hier keiner die alten Käfigreihen und dennoch treffen wir auch heute noch Raubtiere an, sogar mit mehr Biss als die ursprünglichen!

Alkanlage
Da die madagassische Unterart des Nilkrokodil derzeit in keiner Gefangenschaftspopulation existiert, wird diese von der Festlandform vertreten. Gemeinsam mit Madagaskar-Buntbarschen bewohnen sie den Bereich Tsingy Cavy. Dieser erinnert an das weitverzweigte Höhlensystem, welches sich im Norden der Insel in den Kalkstein grub. Dieses Naturphänomen ist auch durch seine messerscharfen Steinnadeln bekannt, wo es das Leben schwer hat Fuß zu fassen. Doch in diesen Höhlen verbringen die madagassischen Panzerechsen die Trockenzeit!

Alkanlage In einem finden wir Blattgrüne Mantellafrösche. Daneben bewohnen Kleine Igeltanrek ihr kleines Reich. Ein weiteres Becken erinnert wasserbefühlt an die Tümpel eines Regenwaldes. Darin leben kleine Kärpflinge. Ein weiteres Terrarium beherbergt Tomatenfrosch und Taggecko. In einem letzten hohen Terrarium leben Plattschwanzgecko, welche den Reigen in dieser Abteilung beschließen.

Alkanlage Wir kommen in den vierten Bereich, der sich dem markantesten Trockenwald, dem Dornenwald ganz im Süden des 9. Kontinents widmet. Augenfällig ist nicht nur die sukkulente Vegetation der Szenerie, sondern auch der Besatz. Publikumslieblinge sind wieder die Lemuren, vertreten durch Halsbandmaki und Katta. Deren Anlage umfasst etwa die Hälfte des Raumes.
Zunächst bildet ein ausgetrocknetes Flussbett einen besucherseitigen Graben, der von Strahlenschildkröten bewohnt wird, aber von den Halbaffen mitbenutzt werden kann. Diese Einsicht ist offen, ein weiterer seitlicher Einblick ist hingegen netzgesichert.

Alkanlage Ergänzt wird das Leben hier durch Gefiederte: Neben Vasapapagei, Grauköpfchen und Haubenseidenkuckuck nutzen Madagaskarweber den dargebotenen Rauminhalt. An der netzgesicherten Anlagenseite schließt sich ein weiteres Gehege für den Ringelschwanzmungo. Schleichkatzen stellen die Beutegreifer Madagaskars, die sich wie die Lemuren vermutlich einst aus nur einer hier versehentlich angelandeten Tierart zu verschiedenen Formen entwickelten.

Alkanlage Entlang der besucherseitigen Rückwand gibt es neben Entdeckerstationen weitere kleine Tierhaltungen: Neben einer verborgenen Anlage für Madagassische Fauchschaben finden wir eine weitere Reptilienanlage für Spinnenschildkröten, Madagaskarleguane und Madagaskar-Schildechsen in einem offenen Terrarium.
Der letzte Raum widmet sich dem Regenwald! Hier wird der Besucher beidseitig von Innenanlagen empfangen. Während auf der einen Seite der größte Inselcarnivore, die Fossa, zu sehen ist, leben gegenüber Rote Vari. Den Abschluss dieses Besucherbereiches bildet ein weiteres Aquarium für Barschverwandte.

Alkanlage Auch um die historische Substanz zu wahren verzichten die Gestalter auf Außenanlagen. Um den Bewohnern die Vorzüge natürlichen Lichtes zu bieten wurden die Oberlichter mit UV-durchlässigen und wärmeisolierende ETFE-Kunststofffolienkissen überspannt. Bereits der Entwurf der FXFowle Architects of New York wurde 2005 mit dem begehrten "NYC Green Building Award" honoriert.

Alkanlage Der Umbau zu einem ökologischen und nachhaltigen Vorzeigestück kostete $31,000,000. Die ehemaligen Außenkäfige wurden anlässlich der Umgestaltung dem Innenbereich zugeschlagen, bleiben allerdings aus Denkmalschutzaspekten erkennbar! Bislang stehen die USA in den Energieverbrauchsstatistiken ganz oben. Doch ein Umdenken in Richtung Nachhaltigkeit findet vermehrt Einzug. Ganz vorne in diesem Kampf um die Vermittlung eines gelebten Naturschutzes an das Volk stehen die Zoos in erster Reihe! Heute bietet der Bronx Zoo zirka 4000 Individuen in etwa 650 Arten auf seiner Fläche von 148 ha eine Heimat. Nicht mitgezählt sind die zahlreichen heimischen Formen, die freiwillig im Areal leben.

Für amerikanische Verhältnisse noch früh öffnet der Zoo seine Tore um 9:00 Uhr. Ganz im Trend liegt die Schließzeit um 17:00 Uhr werktags und 17:30 Uhr an Wochenenden. Die Eintrittspreise liegen derzeit bei $15,- ohne Extras und $27,- inklusive sieben Sondereintritte. Da ich mindestens zwei Besuchstage empfehle, soll auch die Jahresmitgliedschaft erwähnt werden. Hier gibt es auch zwei Varianten: Die Karte für $79,- beinhaltet Eintritte aller fünf WCS-Zoos für ein Jahr und 16 Sondereintritte in der Bronx, die teurere für $94,- umfasst grenzenlose Besuche auch dieser Specials, sowie das Mitbringen eines Gastes!

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Autor: Locke